… doch der Segen kommt von oben![1]
Schiller
Manche der geneigten Leserinnen und Leser werden sich denken: „Da schreibt sich jetzt ein frustrierter Lehrer sein Herzeleid von der Seele!“
So ist das nicht.
Ich bin nicht frustriert.
Nur in manchen Situationen bin ich völlig frustriert!
Aber wer wäre das nicht bei dem, was einem als Lehrer im Klassensaal, in der Pause, bei Aufsichten oder in Elterngesprächen manchmal geboten wird? Deshalb rücke ich dieser manchmal aufkommenden Frustration mit etwas Ironie und viel Sarkasmus zu Leibe. Auch nicht anders als der Rettungssanitäter, der Arzt, der Polizist, die Kassenkraft oder wen ich jetzt vergessen haben sollte.
Entschuldigung dafür!
Aber es geht nicht nur mir so.
Im Laufe der Zeit habe ich die Geschichten verschiedener Lehrer über Schüler, Eltern und Kollegen gehört und zusammengetragen. Sie heben – richtig vorgetragen – bei einem geselligen Abendessen oder einem Lehrerstammtisch immer wieder die allgemeine Laune derer, die sich mit dieser Klientel befassen dürfen/müssen/sollen[2]. Wenn man nicht weinend zusammenbrechen will, kann man halt nur über diese Handlungen wider den schulischen Ernst lachen.
Aber das darf nicht aufs Zeugnis!
Deshalb gibt es dieses Buch.
Denn vor ein paar Jahren trafen sich – an einem schönen, lauen Sommerabend – mehrere Kollegen zu einem privaten Grillen, um das Schuljahresende würdig zu begehen. Wir kennen und mögen uns noch aus der Zeit des Studiums, von Arbeitskreisen oder Fortbildungen – ein Paar hat sich sogar beim gemeinsamen Hobby kennen gelernt. Lecker Würstchen, Fleisch in überreichlicher Menge, tolle Salate, guter Wein, genügend Bier …
Was soll ich sagen?
Einfach ein klasse Abschluss des Schuljahres!
Als dann nur noch der „harte Kern“ zu späterer Stunde zusammensitzt und man das Schuljahr Revue passieren lässt, kommen unweigerlich die guten wie auch die bitteren Stunden in unserem Lehrerleben hoch. Mit dabei sitzt eine Kollegin – nennen wir sie Anna Amalia Alles-Istof[3], von der einige von uns wissen, was für eine sozial fiese und leistungsunwillige Klasse sie in dem vergangenen Schuljahr unterrichten musste. Der gemeinsame Tenor ist ganz klar: „Denk nicht mehr dran, es ist überstanden!“
Trotzdem – Lehrer sind nun mal ein so uneinsichtig Volk – werden die Eskapaden dieser Klasse natürlich ausführlich behandelt. Dazu kommen die Geschichten der anderen Kolleginnen und Kollegen. Da alle in verschiedenen Schulstandorten und –arten beschäftigt sind, trägt man schnell einiges zusammen.
Anna Amalia Alles-Istof ist sich – mit Tränen in den Augen – am Schütteln vor Lachen über die Ausführungen des einen oder anderen Abenteuers der Kollegen im großen Dickicht des „Schuldschungels“. Schön, hat sie wieder Spaß an der Sache. Stundenziel[4] erreicht!
Es hätte ein so schöner Abend (gewesen) sein können…
Zwei oder drei Wochen später treffe ich Anna Amalia Alles-Istof beim Einkauf und wir beschließen einen Kaffee zu trinken. Im Laufe des Gesprächs kommt sie noch mal auf den vergangenen Grillabend zurück. Ihr sei vorher noch nie aufgefallen, dass diese Geschichten auch einen gewissen humoristischen Nährwert besäßen. Klar, meinte ich, aber ein Buch kann man damit nicht füllen. Sie allerdings bekommt leuchtende Augen und entwickelt einen geradezu missionarischen Eifer, meine – wie sie findet – guten, ironischen und sehr sarkastischen Ausführungen[5] sollten unbedingt allen Kollegen zugänglich gemacht werden. Ich wehre mich – gibt es doch viel bessere Erzähler in unserer Runde und in den Kollegien. Es schmeichelte mir zwar schon, aber im Laufe des Gesprächs überzeugte ich sie dann doch davon, kein Buch zu schreiben.
Damit war die Sache erledigt!
Dachte ich…
Im Schuljahr drauf bemerkte ich, dass solche Geschichten – natürlich ohne Namen, mit veränderter Zeit und Ort – auf Eltern eine sogar therapeutische Wirkung haben konnten. Man kann also doch aus der Geschichte lernen.
Schön!
In einem Anflug von Unaufmerksamkeit oder Tollheit rutschte mir diese obengenannte Theorie bei einem Kollegenessen raus. Was ja nicht schlimm gewesen wäre – hätte nicht Anna Amalia Alles-Istof mit am Tisch gesessen!
Im Handumdrehen wurde durch ihr tatkräftiges Wirken der Ruf nach einem Buch mit gesammelten Geschichten aus der Wirklichkeit – ohne Beschönigungen – laut!
Ich hielt dagegen, dass es so etwas bestimmt schon gäbe. Das dämpfte die Begeisterung meiner Mannschaft kaum.
Soviel zum Thema, die Sache ist erledigt!
Also gut, dachte ich, schreib mal ein paar Geschichten auf, mach deinen Kollegen eine kleine Freude. Tut ja keinem weh. Dann ist die Sache auch ausgelutscht und hat sich erledigt.
Sie ahnen es schon?
Also, ich hatte keine Ahnung nicht!
Denn dann geschah noch dies:
Ein Kollege war mit den Eltern von einem seiner ehemaligen Schüler befreundet. Diese lasen eine meiner Geschichten bei ihm und – waren begeistert?! Also wurde ich jetzt auch noch von diesen Eltern gebeten, diese Geschichten „in Form“ zu bringen und zu einem Buch zusammenzustellen.
Toll!
Ganz toll – jetzt sitz´ ich doch hier!
Und schreibe ein Buch!
Da hilft mir nur ein Flehen himmelan:
Mögen mir die Grazien[6] gemeinsam mit den Musen[7] dort oben bei diesem Werk zur Seite stehen und die hohen Götter des Olymps[8] dieses Werk segnen!
Hoffentlich haben auch alle meine geneigten Leser einen Humor, der lehreradäquat ist!
Ansonsten, Entschuldigung dafür im Voraus!
Fußnoten:
[1] Friedrich von Schiller: Die Glocke
[2] Der geneigte Leser möge hier das Verb heraussuchen, welches ihm am sinnvollsten erscheint.
[3] Wie schon gesagt, enthalten alle Namen in diesem Buch eine Alliteration. Bei den Lehrern mit einem Wortspiel.
[4] Lehrersprache
[5] Wie schreiben die im Chat: *rotwerd*?
[6] drei
[7] neun
[8] zwölf